Bhaltis & Umeliggis

Immer, wenn Frauen sich zu einem organisierten Event treffen, bekommt man da ein «Bhaltis», so ein hübsches Dingsli zum nach Hause nehmen. Oft macht dann beim Anblick des Geschenks ein Raunen die Runde mit Lauten wie «oh», «schön» oder «jöh». Die Kreativen unter den Mädels nehmen das Objekt in die Hand, begutachten es von allen Seiten, um zu erfahren, wie es gemacht wurde, und flüstern ehrfürchtig «gute Idee», halb beeindruckt, halb neidisch.

Dann nimmt man dieses Öpis also nach Hause, bei den einen bleibt es in der Handtasche liegen und geht vergessen, andere legen es auf den Nachttisch, wo es dann mit der Zeit in die Nachttischschublade rutscht und wieder andere legen es auf den Schuhbank, die Treppenstufe, die Küchenzeile oder wo sich sonst die Ablagefläche für Ramsch befindet. Und nach einiger Zeit, im Rahmen einer Aufräumaktion, fragt frau sich, wofür dieses hübsche Erinnerungsstück wohl noch zu gebrauchen ist. Es ist eindeutig zu hübsch, um es wegzuwerfen, aber zu unnütz, um es zu behalten. Darum heißt es wahrscheinlich auch Bhaltis, um frau daran zu hindern, es wegzuwerfen.

Etwas anders sind da die «Umeliggis». Sie werden von Kinderhänden gemacht, bestehen aus einer Konstruktion aus Karton, Papier, Plastik und Unmengen von Kleber. Diese Dinger sind zwar hässlich anzuschauen, aber oft multifunktional, vor allem dann, wenn die ursprüngliche Idee in der Umsetzung gescheitert war. Dann verfügen diese Dinge über viele verschiedene Funktionen. Mal dienen sie als Schlagstock, mal als Flugobjekt, und nicht selten als Wurfgeschoss oder Fernrohr, wobei die Funktionalität des Letzteren dann doch zu wünschen übrig lässt.

Ist dann der Spaß des Erschaffens, Verbesserns und Ausprobierens vorbei, dann, ja dann liegen diese Dinge eben rum. Ähnlich also wie die Bhaltis. Nur sind die Umeliggis zu nützlich, um sie wegzuwerfen und zu hässlich, um sie zu behalten. Wegwerfen geht nicht, da es nicht in die Kartonsammlung gehört, da am Karton zu viel Plastik klebt und in den Abfall geht auch nicht, da am Plastik zu viel Karton klebt.

Also behalten wir auch diese und ich werfe stattdessen mutig das Bhaltis vom letzten Frauenabend weg, nachdem ich es einige Zeit auf dem Nachttisch gewürdigt habe. Ich stosse es aber zuunterst in den Mülleimer, damit nicht Kinderhände es aus dem Korb fischen und aus dem Bhaltis ein Umeliggis wird.

Obwohl – seit ich diese selbstgebauten Karton-Papier-Pet-Kleber-Kreationen liebevoll «Umeliggis» nenne, hat sich mein Verhältnis zu ihnen weitgehend entspannt. So bleibe ich ganz gelassen, wenn mein Sohn das nächste Mal die leere Haushaltspapierrolle entdeckt, seine Augen anfangen zu glänzen und er wenig später nach noch mehr Klebeband fragt.

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