De Hans im Schnäggeloch

Ich habe es mir im Liegestuhl bequem gemacht. Die Sonne ist untergegangen und die ersten Sterne werden sichtbar. Neben mir liegen die Jungs wohlig eingepackt und friedlich schlafend im Zelt. Also schöner könnt‘s kaum sein. Denn jeden Augenblick erwarte ich meinen Mann, der sich zu mir gesellt und angekündigt hat, Kaffee mit zu bringen. Eigentlich – kommt es mir in den Sinn – wäre der Moment auch wundersam genug ohne Kaffee. Würde ich aber hier liegen, ohne die Aussicht auf Kaffee, würde ich mir wohl genau so eine Tasse mit dem wunderbaren Getränk herbeiwünschen. 

Nicht zum ersten Mal kommt mir der Hans in den Sinn. Jener Hans, der im Schnäggeloch unzufrieden ist. Wer kennt den Songtext? «De Hans im Schnäggeloch het alles, was är will, und was är het, das will är nid, und was är will das het är nid…»

Schon oft habe ich mich als Hans ertappt. Du wünschst dir was, und wenn du es hast, verliert es an Bedeutung. Denn bald wünschst du dir wieder etwas. Das was du bereits hast, ist anscheinend nicht gut genug, um zufrieden zu sein. Und so dreht sich das Rad der Unzufriedenheit immer weiter. 

Natürlich habe ich darüber nachsinnen müssen, was die Metapher «De Hans im Schnäggeloch» wohl bedeuten mag. Nun, hier meine Definition: Der Name «Hans» ist ein Platzhalter für jeden erdenklichen Namen. Und der Ort «Schnäggeloch» verdeutlicht, dass jeder erdenkliche Ort, der Ort sein kann, an dem du zufrieden oder unzufrieden sein kannst. Ob du bei der Arbeit bist, am Krankenbett deines Kindes, auf dem Reisetrip deines Lebens, allein auf deinem Sofa, oder in meinem Fall auf dem Liegestuhl mit Blick in den Sternenhimmel: Viele Menschen – mich eingeschlossen – haben die schlechte Angewohnheit, sich entweder etwas wegzuwünschen oder herbeizusehnen. Ganz und gar unabhängig davon, was sie bereits besitzen. 

Frage dich hin und wieder mal: Bin ich zufrieden, mit dem was ich habe? Gibt es Dinge, von welchen ich denke, dass sie mich einst glücklich(er) machen werden? Und stimmt das wirklich?

Zurück in mein Schnäggeloch auf dem Liegestuhl. Am Himmel zeichnen sich langsam die Sterne des grossen Wagens ab und mein Mann kommt um die Ecke mit zwei Tassen Kaffee mit geschäumter Milch! Ob ich mich jetzt noch besser fühle als vorher? 

Ja, weil mein Liebster sich neben mich setzt und wir gemeinsam den Tag ausklingen lassen. 

Kaffee hin oder her.

Ps.

Du kennst das Kinderlied nicht oder willst es dir wieder einmal zu Gemüte führen? Wunderbar finde ich die Kinder Illustrationen.

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