Was mich ein Bibel lehrt

Da wir einen Hühnerstall geschenkt bekamen, haben wir uns entschieden, die Hühner, die da rein sollten, als befruchtete Eier zu kaufen und diese im Brutkasten auszubrüten. Es schien uns ein willkommenes Abenteuer in den Frühlingsferien. Gespannt haben wir 21 Tage lang die Eier beobachtet, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit reguliert und die Eier gewendet. Und alles vorbildlich dokumentiert, versteht sich.

Nach drei Wochen schlüpfte tatsächlich ein munteres, kleines Küken, gefolgt von drei weiteren quirligen Kreaturen. Nummer fünf lag dann leider am nächsten Morgen halbtot im Brutkasten und starb kurz darauf. Es dämpfte unsere Freude ein wenig, obwohl wir uns im Vornherein bewusst machten, dass das geschehen konnte. Die wohlbekannte andere Seite der Medaille. 

Nummer sechs schlüpfte dann wieder gesund und munter. Nummer sieben aber legte ein sehr langsames, mühsames Tempo an den Tag, bis es endlich, total erschöpft im Brutkasten lag. Der kleine Kerl schien alles andere als munter. Nebenbei: Meiner Meinung nach war das Küken ein Er, obwohl wir das zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen konnten. Das liegt wohl nahe, als Mutter von drei Jungs. 

Ich zweifelte, ob alles in Ordnung war und als es ihm am Abend desselben Tages noch nicht besser ging, schwand die Hoffnung, dass er es schaffen würde. Ich bereitete meine Kinder darauf vor, dass das letzte Küken die Nacht vielleicht nicht überleben werde, worauf einer meiner Söhne gelassen und bestimmt antwortete: „Jetzt lebt er jedenfalls noch!“ In seiner Aussage lag Hoffnung und erinnerte uns alle daran, dass für Gott nichts unmöglich ist. Also beteten wir gemeinsam für das kleine Geschöpf und jeder von uns fuhr im Stillen damit fort.

Wie ich ihn aber so anschaute, wie er nicht einmal seinen Kopf heben konnte, waren meine Zweifel stark. Ich und mein Mann waren uns einig, dass es ein Wunder bräuchte, doch daran glauben mochten wir beide nicht so recht. Insgeheim dachte ich, dass es vielleicht einfacher wäre, das kleine Tierchen würde sterben, als dass wir es mühsam aufpäppeln mussten, da es umzubringen ich nicht übers Herz brächte.

Ich legte das sterbende Tier in ein separates Kistchen zu den anderen unter die Wärmelampe, und vor meinem inneren Auge sah ich bereits, wie ich am nächsten Morgen das leblose Bibeli raustragen würde.

Frühmorgens stand ich auf, um nachzuschauen und zu verhindern, dass die Kinder zuerst das tote Küken fanden. Da flatterte dieser munter in seinem Kistchen, um mir, wie es schien, fröhlich guten Morgen zu sagen. Ich war verblüfft, nahm ihn raus und staunte! Er machte einen ganz lebendigen Eindruck! Da der Flaum trocken war und er sich etwas entfaltet hatte, erkannten wir bald auf seiner Stirn eine klare Zeichnung, die uns an eine Krone erinnerte. So kam das Küken zu seinem Namen: Prinz.

Das Flattern mit den Flügeln erschien uns merkwürdig und ich bemerkte, dass Prinz es nicht auf seine Füße schaffte. Irgendwas stimmte mit seinen Beinchen nicht. Missgebildet?


Sofort tippte ich „Küken Missbildung“ in die Suchmaschine ein und wurde sofort fündig. Auf mehreren Hühner-Info Seiten beschrieben erfahrene Hühnerhalter von Spreizbeinen bei Küken und dass diese bandagiert und innert Stunden korrigiert werden könnten. Anleitungen, Tipps und Videos zu Hauf.

Sofort schöpfte ich Hoffnung und wir machten uns daran, dem Kleinen mit einem Gümmeli die Füße zusammenzubinden. Und dann warteten wir gespannt, wie es sich entwickelt würde.

nd tatsächlich! Nach ein paar Stunden stand Prinz bereits auf seinen Füssen! Wackelig und stolpernd. Oft kippte er um, landete auf dem Rücken und hatte Mühe sich wieder umzudrehen. Er schlief den restlichen Tag beinahe durch und als wir ihm am nächsten Tag das Gümmeli entfernten, rannte der kleine Kerl munter davon! Er sprühte vor Lebenslust und es schien uns, als wolle er demonstrieren, dass wir zu Recht in ihn investiert hatten. Er war ein Überlebenskünstler! Unglaublich, wir staunten und waren so dankbar! Das Wunder war eingetreten und Gott hat unser Gebet für ein so kleines Wesen erhört. Was für eine schöne Erfahrung! Gott nimmt sich den noch so kleinen Anliegen in unserem Leben an.

Im Psalm 37, 4 steht:

Freu dich über den Herrn, und er wird dir geben, was du dir von Herzen wünschst.

Ich bekam aber von Gott noch eine Vertiefungslektion erteilt, welche mich an etwas Wichtiges erinnert hat. Die Lösung für die Spreizbeine und so für das Überleben von Prinz war bereits vorhanden, als ich noch ziemlich verzweifelt war. Die Antwort und die Anleitung befand sich im Internet, vielen Hühnerhaltern bekannt und kein Grund zur Aufregung. Ich aber war in Aufregung und bangte, dabei war die Anleitung, um Prinz zu helfen, bereits da, ich kannte sie nur noch nicht.

Verhält es sich mit unseren etwas größeren Problemen und Herausforderungen im Leben nicht genauso? Gott kennt nicht nur das Problem bereits, bevor wir es antreffen, er kennt auch die Lösung dazu! Sie ist bereits vorhanden, wir sehen sie manchmal nur nicht sofort oder sie entspricht nicht unseren Vorstellungen.

Gott reagiert nicht auf unsere Gebete im Sinne von: „Ah, ups, du hast ein Problem, gut, dass du mich anrufst, ich muss mal schauen, ob ich eine Lösung finde.“ Deshalb ist es auch nicht nötig, dass wir zu ihm sagen: „Oh Herr, Hilfe, sieh mal, was ich für einen Kummer habe! Schau doch mal her! Damit habe ich jetzt gar nicht gerechnet! Könntest du mal nachdenken und versuchen, meine Not zu lindern? Ich weiß, es ist schwierig, aber vielleicht – wenn ich dir ein bisschen Zeit gebe – könntest du mir dann helfen?“

Nein, so ist es nicht. Gott, unser uns liebender Vater, kennt unsere Zukunft, er weiß, was dich morgen, übermorgen und in einem Jahr herausfordert. Er weiß es und er hat bereits die Hilfe dazu. Natürlich dürfen und sollen wir Jesus, unseren Herrn, um Hilfe bitten. Das ehrt ihn und wenn wir ihn um Hilfe bitten, gestehen wir damit ein, dass wir es selber nicht können. Aber ich möchte für mich aus dieser Erfahrung lernen: Wir dürfen uns entspannt und vertrauensvoll an unseren Schöpfer und Erlöser wenden und ihn um Hilfe für unsere Schwierigkeiten bitten, wie groß oder klein sie auch immer sein mögen.

Der Psalm 37 geht dann auch mit dem nächsten Vers weiter:

Lass den Herrn deinen Weg bestimmen, vertrau auf ihn, und er wird handeln. 

Und wenn in Zukunft unser Prinz – oder vielleicht die Prinzessin – draußen im Garten rumgackert, dann möchte ich mich daran erinnern: Wir, die Kinder Gottes, sind auch Prinzen und Prinzessinnen. Wir sind Söhne und Töchter des größten Königs Himmels und der Erde. Und wir dürfen uns mit unseren Problemen vertrauensvoll an ihn wenden. Und so wie ich im Internet haufenweise Anleitungen, Videos, Tipps und Tricks fand, so hat unser Helfer, Jesus Christus haufenweise Anleitungen, Wegleitungen, Mutmacher, Tipps und Tricks auf Lager, um uns zu helfen.

Ergänzung Mai 2023

Prinz ist zur Prinzessin geworden und blieb uns weitaus am längsten erhalten. Nach ziemlich genau 2 Jahren starb sie. Viel Eier hat sie allerdings nicht gelegt, passend zu ihrem Namen? Wir haben sie gemocht. 

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